Was ist Resilienz und wie kann man sie messen? - mit Prof. Dr. André Röhl (Folge 41)

Shownotes

In dieser Episode: In der heutigen Folge spricht Rico Kerstan mit Prof. Dr. André Röhl, Professor für Sicherheitsmanagement an der Northern Business School, über ein Schlagwort, das längst mehr als nur ein Modebegriff ist: Resilienz. Gemeinsam gehen die beiden der Frage nach, was organisationale Resilienz wirklich bedeutet – jenseits von technischen Lösungen, Checklisten und gesetzlichem Pflichtprogramm.

Die Diskussion beginnt mit einem kritischen Blick auf aktuelle Gesetzesinitiativen wie das KRITIS-Dach-Gesetz und die EU-Richtlinie zur „Critical Entity Resilience“. Prof. Röhl mahnt: Wer Resilienz nur über Compliance definiert, verfehlt ihren eigentlichen Kern. Im Zentrum des Gesprächs steht ein gemeinsames Modell zur Bewertung organisationaler Krisenfestigkeit (R3G), das subjektive Einschätzungen mit Risikoanalysen kombiniert – pragmatisch und anwendungsnah.

Außerdem geht es um den Stellenwert von Führungskultur, um die Rolle technischer vs. personeller Maßnahmen – und um die Frage, wie man Resilienz in die Breite bringen kann, ohne Organisationen zu überfordern. Am Ende steht ein klarer Appell: Resilienz ist eine Führungsaufgabe. Und sie beginnt dort, wo man Menschen befähigt, Verantwortung zu übernehmen.

Titel: Was ist Resilienz und wie kann man sie messen? - mit Prof. Dr. André Röhl (Folge 41) Gast: Prof. Dr. André Röhl, Professor für Sicherheitsmanagement Erscheinungsdatum: 01.08.2025

Über Krisenhacks: Krisenhacks ist der Podcast für Entscheider und Verantwortliche, die sich mit organisationaler Resilienz, Krisenmanagement und IT-Sicherheit beschäftigen. In jeder Folge gibt es praxisnahe Einblicke, konkrete Lösungsansätze und Expertenwissen aus erster Hand.

Kommentare (1)

Herbert Saurugg

Vielen Dank für das interessante Gespräch, in dem ich vieles unterstreichen, aber auch einiges kritisch anmerken möchte. (Sorry, der Begriff Resilienz triggert mich immer 😉) Resilienz ist zu einem Modebegriff geworden, der sich jedoch häufig als hohle Phrase erweist, wenn man hinter die Kulissen schaut. Meist wird darunter lediglich Widerstandsfähigkeit verstanden, also etwas, das wir bereits bisher unter anderen Begriffen praktiziert haben. Daher sehe ich den zentralen Angelpunkt und den Mehrwert von Resilienz in der Anpassungs- und Lernfähigkeit sowie der Bewältigungsfähigkeit bereits eingetretener Ereignisse (https://www.saurugg.net/hintergrundthemen/resilienz-und-anpassung). Grundsätzlich sind wir alle resilient, ansonsten hätte uns die Evolution schon aussortiert. Ich kann voll und ganz zustimmen, dass Resilienz ein Führungs- und Kulturthema ist, das auch von unten nach oben gelebt werden muss und nicht von oben nach unten angeordnet werden kann. Daher ist die EU-Resilienz-Verordnung eine Mogelpackung, in der es hauptsächlich um Objektschutz geht – eine völlige Themenverfehlung. Mit Verordnungen und Gesetzen kann man keine wirkliche Resilienz schaffen, weil damit häufig nur eine notwendige Pflichterfüllung entsteht, aber keine wirklich gelebte Kultur. Das sieht man ja auch daran, dass man warten will, bis ein Gesetz kommt. 80 % dessen, was kommen soll, sollten im Eigeninteresse liegen. Der Rest sind bürokratische Mehrbelastungen ohne nennenswerten Mehrwert. Es fehlt die intrinsische Motivation! Resilienz hat keinen Endzustand, sondern ein fortlaufender überlebensnotwendiger Prozess. Wenn dieser Prozess nicht mehr funktioniert, kommt es zum Kollaps. Punkt. Es geht also nicht so sehr darum, was Resilienz kostet, sondern vielmehr darum, dass es ohne Resilienz kein Existieren gibt. Resilienz braucht eben, wie auch mit Beispielen dargestellt wurde, Flexibilität und Freiheiten sowie dezentrale Entscheidungsbefugnisse, also auch Agilität. Derzeit schaffen wir aber immer mehr Starrheit, was wiederum genau das Gegenteil bewirkt. Statt vernetztem Denken und Handeln wird Silodenken einzementiert. Es geht daher vor allem um die Handlungsfähigkeit bei Überraschungen und unvorhergesehenen Ereignissen, die man eben nicht oder nur bedingt planen kann. Man kann aber die Kompetenzen, die zur Bewältigung erforderlich sind, planen und trainieren. Eine Organisation/Gesellschaft ist nur resilient, wenn es die Mitarbeiter und die einzelnen Menschen sind. Denn das ist die zentrale Basis für alles andere, was auch notwendig und sinnvoll ist. Umgekehrt funktioniert es aber nicht. Wenn man messen will, stellt sich die Frage, was dann der Mehrwert sein soll und wenn, dann zählt nur Einfachheit. Oder wie ich immer sage, wenn etwas behauptet wird, muss man nur zu den einzelnen Mitarbeiter:innen gehen und diese fragen, was diese zum Thema wissen. Wenn die keine Ahnung haben, wie sie sich im Anlassfall verhalten sollen, dann gibt es nur tolle Papierpläne. Das Beispiel mit Auffälligkeiten melden ist wunderbar und passt genau zum HRO-Prinzip (https://www.saurugg.net/2015/blog/vernetzung-und-komplexitaet/das-unerwartete-managen). Bzgl. einbinden und aktivieren von Menschen arbeiten wir (Nico Gramenz) gerade mit www.takekontrol.de daran, hier ein Tool zu entwickeln, mit dem das unterstützt werden soll. Es geht neben der Vorsorge auch um die lokale Vernetzung und Kooperation, zwei Schlüsselfaktoren von Resilienz. Es gilt, das Zuständigkeits- und Verantwortungsdiffusionsdenken zu überwinden, ansonsten wird uns die Realität bitter einholen. Denn die Evolution scheidet untaugliche Lebensformen einfach aus. Mag jetzt etwas übertrieben klingen, aber ich fürchte, ich bin näher an der Realität dran, als das vielen lieb ist.

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